
Mord und dunkle Geschichten: Die Geschichte des US-Open-Platzes
Doch der Bau eines Golfplatzes ist teuer und langwierig. Der einst wohlhabende Lang wurde immer ärmer und bald war klar, dass Trattner ihn in einen Teufelskreis der Verschuldung getrieben hatte. Nur zwei Jahre nach Beginn des Projekts stand Lang vor dem Ruin und musste sich entscheiden, ob er das Unternehmen, das ihn reich gemacht hatte, oder das Land, in das er sein Geld gesteckt hatte, verkaufen sollte. Lang, der von dem Golfplatz besessen war, entschied sich dafür, sein Unternehmen zu verkaufen.
Mord und geheime Versprechen
Der nächste Schritt war dann, das Golfprojekt bekannt zu machen. Man wandte sich also an den amerikanischen Golfverband in der Hoffnung, die US Open, das größte Turnier des Landes, ausrichten zu können. Der Verband lobte das Golfplatzprojekt, aber man benötigte mehr Platz, um die Veranstaltung durchführen zu können. Als Gegenleistung für das Versprechen, die US Open auszurichten, lieh sich Lang weitere 8 Millionen Dollar und kaufte das benötigte Land.
Vielleicht rechnete der US-Golfverband nicht damit, dass Lang das Darlehen tatsächlich einlösen würde, denn der Verband war noch nie zuvor auf einen solchen Deal eingegangen und hat sein größtes Event einem Platz versprochen, der noch nicht einmal gebaut war. Aber das war nur der erste von vielen seltsamen Deals.
2006 war es endlich so weit: Der Golfplatz wurde eröffnet. Aber das bedeutete noch lange nicht Gold und grüne Wälder. Stattdessen gab es viele dunkle Schlagzeilen rund um den Golfplatz. Denn im Januar desselben Jahres wurde Steve Trattner wegen Mordes an seiner Frau verhaftet.
Sie hatte die Scheidung eingereicht. Er reagierte, indem er ihr die Hände um den Hals legte und ihren Kopf auf den Boden schlug.
Nach dem Mord deckte er sie mit einer Decke zu und schlief ein. Als Trattner am nächsten Tag aufwachte, bereitete er den beiden Kindern des Paares das Frühstück zu und machte sie schulfertig. Erst am Nachmittag rief er die Polizei. Um es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, legte er Schlaftabletten neben die Leiche seiner Frau – doch die Polizei fiel nicht darauf herein. Er wurde verhaftet und zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Schulden machen, um seinen Traum zu verwirklichen
In der Zwischenzeit konnte es der inzwischen hoch verschuldete Lang kaum erwarten, den Golfplatz für den Spielbetrieb zu öffnen und die ersten Einnahmen zu erzielen. Die Gäste kamen immer gerne, aber das Event, das Erin Hills wirklich bekannt machen würde, stand noch aus. Zwar hatte 2009 die prestigeträchtige Public Links Championship stattgefunden, doch der Verband wollte weitere Verbesserungen sehen, und auch in die Umgebung musste mehr investiert werden. Also kehrte Lang zur Bank zurück. Das Problem war nur, dass die Bank Lang nicht mehr als zuverlässigen Kreditnehmer ansah.
An dieser Stelle kam ein Mann namens Andrew Ziegler ins Spiel. Ziegler wollte wie Lang die US Open nach Wisconsin holen. Er argumentierte, dass der amerikanische Verband nie wirklich die Absicht gehabt habe, die US Open in Wisconsin auszutragen, sondern nur die Messlatte immer höher gelegt habe.
Deshalb beschloss er, das Gelände für 10 Millionen Dollar von Lang zu kaufen. Er würde die letzten Verbesserungen vornehmen, wenn der Verband im Gegenzug eine Vereinbarung unterzeichnen würde, die es Erin Hills erlauben würde, die Veranstaltung auszurichten.
Die Gegenforderung des Verbandes war, dass weder Langs noch Trattners Namen auf dem Vertrag erscheinen sollten. Der Traum ging also weiter und als die US Open 2010 in Pebble Beach stattfanden, wurde der Austragungsort für 2017 bekannt gegeben: Erin Hills.
Bob Lang war vor Ort, um das Turnier zu beobachten, wurde aber nicht zu den offiziellen Veranstaltungen eingeladen. Steve Trattner verfolgte das Turnier aus einer Gefängniszelle, die nur eine dreiviertel Meile von Erin Hills entfernt liegt.
Beim nächsten großen Turnier, den US Women’s Open, wird er 62 Jahre alt sein. Und er wird wieder aus seiner Gefängniszelle zuschauen.