Custom fitting matters!

René Haahr Klausen ist Golfstore-Pro im Benniksgaard Golfclub im Süden Jütlands/Dänemark, wo er einen Shop und eine Golfschule betreibt, die gut etabliert sind. Wir haben René besucht, um ihn zu begleiten und zu sehen, wie er tagtäglich mit Custom Fitting arbeitet. Auf der schönen Anlage treffen wir zwei ganz unterschiedliche Typen von Golfern. Lenette ist Freizeitspielerin mit Hcp 22 und Kris ist ein vielversprechendes junges Talent mit der Ambition, auf den Golfsport als seinen Hauptberuf zu setzen, mit einem Handicap von +2.  Komm mit und erlebe zwei unterschiedliche Tests von maßgeschneiderten Schlägern und welchen Unterschied das für unsere Golfer macht.

en ersten Mythos, den ich entkräften möchte, ist, dass Custom Fitting nur etwas für gute Golfer ist. Häufig ist genau das Gegenteil der Fall, dass wir mit unserer Arbeit bei Spielern, die den Ball nicht so gut treffen oder ganz einfach mit Ausrüstung spielen, die nicht zu ihnen passt, mehr bewirken können. Es macht wirklich Spaß, ihnen die notwendige Unterstützung anbieten zu können, damit sie bessere Schläge häufiger schlagen“, sagt René.

„Lenette hat mich speziell darum gebeten, mir ihren Driver anzusehen, den sie nur schwer kontrollieren kann. Nicht sehr überraschend, da er der älteste Schläger in ihrem Bag ist. 

Auch wenn ich später beim Testen sorgfältig eine Feinjustierung der Einstellungen vornehmen und exakt ausmessen werde, welche Schaftlänge Lenette bei ihrem Driver haben sollte, kann ich schon jetzt sagen, dass der Schläger, mit dem sie derzeit spielt, zu lang ist. Also nur durch Einsetzen eines neuen Schafts wird sich ihre Ballflugbahn erheblich verbessern“, meint René.

René erklärt Lenette, wie sich moderne Driver in den letzten Jahren entwickelt haben und mehr Stabilität und höhere Ballflugbahnen und Ballgeschwindigkeiten bieten. Danach schauen sie gemeinsam die vielen Alternativen durch, die im Shop zur Auswahl stehen.

„Auch wenn mir klar ist, dass viele dieser technischen Ausdrücke Dir nicht so viel sagen, Lenette, finde ich es wichtig, dass wir einen Schlägerkopf finden, auf den Du gerne schaust“, sagt René. „Einer, der Dir Selbstvertrauen verleiht, wenn Du über dem Ball stehst.“

Nachdem ein paar verschiedene Schläger ausgewählt worden sind, ist es Zeit, mit dem Vermessen diverser spielerspezifischer Eigenschaften zu beginnen. Bei einem Custom Fitting werden statische Werte gemessen, wie z. B. die Körpergröße des Spielers und die Größe der Hände – und mithilfe eines Launchmonitors erhält René aber auch eine Antwort auf die eher dynamischen Werte und mit welcher Geschwindigkeit der Spieler seinen Schläger schwingt.

„Die Schwunggeschwindigkeit bietet Informationen darüber, welchen Flex der Schaft haben muss, und in Lenettes Fall halte ich Schäfte der Kategorie A-Flex oder ,Seniorflex‘ wie sie auch genannt werden können, für einen guten Ausgangspunkt. (Lenette schwingt ihren Driver mit 65–72 mph).

Die Schläger schlägt und bewertet man am besten auf einer Driving Range, wo man den Ballflug verfolgen kann. Mithilfe des TrackMan erhält René auch jede Menge wertvoller Daten zu Schläger und Ball, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind.

„Hier sehen wir deutlich, dass Lenette mit ihrem derzeitigen Driver zu viel Spin erzeugt! Sie erhält über 6500 U/min bei ihren Schlägen, und das sagt mir, dass sich erheblich mehr Weite herausholen lässt, wenn wir die Spinrate nach unten bringen“, berichtet René.

 

Um herauszufinden, wo auf der Schlagfläche Lenette den Ball tendenziell trifft, sprüht René Impact Spray (Trockenshampoo) auf den Schlägerkopf. Der weiße Film hinterlässt auf der Schlagfläche einen Abdruck des Balls, wenn sie ihre Drives schlägt. Bei Lenette liegen viele Treffer Richtung Ferse des Schlägers.

„Mit so vielen Treffern an der Ferse können wir sagen, dass der Schläger für Lenette zu lang ist. Durch Einsetzen eines kürzeren Schafts, müssten wir das Trefferbild mehr in Richtung Zentrum verschieben können.“

Nach einigen Schlägen sowie dem Austausch von Schaft und Schlägerkopf sehen wir so langsam wirkliche Ergebnisse in Lenettes Drives. Mit einem um 1“ kürzeren Schaft mit richtigem Flex und einem Schlägerkopf, der gewichtsoptimiert ist, um Slice entgegenzuwirken, schlägt Lenette jetzt spürbar weiter und gerader.

„Hier könnt Ihr sehen, dass es uns gelungen ist, die Spinrate auf niedrige 3000 Umdrehungen zu senken, was für eine Spielerin wie Lenette ganz akzeptabel ist, und da der Schläger dafür konstruiert ist, einem Rechtsdrall entgegenzuwirken, ist es uns außerdem gelungen, die Ballflugbahn auszurichten. Der kürzere Schaft sorgt auch dafür, dass sie den Sweetspot häufiger trifft. Durch all dies zusammen werden ihre Drives in der Tat ganze 25–30 Meter länger! Sehr beeindruckend, und das zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, die Voraussetzungen zu optimieren, um das Beste aus Spieler und Schläger herauszuholen.“

Jetzt ist Kris an der Reihe. Heute geht es darum, neue Eisenschläger zu testen. Kris ist ein Spieler, den René kontinuierlich trainiert, um ihn dabei zu unterstützen, seinen Traum von einer Profikarriere als Golfer zu verwirklichen.

„Kris ist ein Spieler, dessen Tendenzen und Eigenschaften ich ziemlich gut kenne“, sagt René, „und ich weiß, dass er ein sehr fähiger ‚Ballstriker‘ ist.“ 

Nachdem Kris im Winterhalbjahr viel Kraft- und Tempotraining
absolviert und seine bereits beeindruckende Schwunggeschwindigkeit erhöht hat, müssen seine Eisen durchgesehen werden. Sein derzeitiger Schaft bietet ihm nicht mehr die optimale Leistung.

Mit einer Schwunggeschwindigkeit von über 95 mph mit einem 7er Eisen und ziemlich unfassbaren 128 mph mit dem Driver (!) schwingt Kris seine Schläger wohl schneller als der Durchschnittsspieler auf der PGA-Tour. Hier werden steife und stabile Schäfte und der richtige Schlägerkopf benötigt, um sowohl Spin als auch Ballflugbahn zu optimieren, damit er zu dem Spiel passt, das Kris spielen möchte.

„Spieler, die dem Ball sowohl einen Rechts- als auch einen Linksdrall verleihen (also Draw und Fade schlagen) können wollen, benötigen einen ‚neutralen‘ Schlägerkopf, der für diese Art von Schlägen gebaut ist. Häufig sind das geschmiedete Schläger in einer Blade-Version oder die sogenannten ‚Cavity Backs‘ mit sehr wenig oder keinem sichtbaren Offset.“

Wenn Schläger für diese Kategorie von Spielern maßgeschneidert werden sollen, achtet René besonders genau auf Werte wie Launch-Angle (Ausgangswinkel des Schlags), Apex (wie hoch der Ball fliegt) sowie mit welchem Aufprallwinkel der Ball aufs Grün kommt.

„Kris weiß, welchen Ballflug er sucht und mit welchem Aussehen des Schlägers er sich wohlfühlt. Ich als Trainer und Pro bin dabei, um sicherzustellen, dass die Werte optimal sind, und dass Kris mit den Schlägerköpfen, die wir testen, konsequent Schläge mit der erwarteten Kontrolle erreichen kann“, ergänzt René.

Das Schaftprofil, das sich für Kris eignet, gehört wenig überraschend in die Kategorie extra steif, doch auch innerhalb dieser Kategorie gibt es große Unterschiede beim sogenannten Flex-Profil, sagt René. 

„Den Schaft, den wir jetzt testen, ist ein sehr drehsteifer und stabiler Schaft, den viele Profispieler in ihren Eisenschlägern verwenden. Kombiniert mit einem geschmiedeten Cavity Back (TaylorMade P7-MC), den wir auf 1 Grad flach justieren, erhalten wir für Kris absolut optimale Werte. Was sagst Du zu einer Tragweite von ca. 185 Metern mit einem 7er Eisen und rund 7000 Umdrehungen an Spin sowie einem Landing Angle von 47 Grad? Wir reden hier von Schlägen, die weit fliegen, mit einer penetrierenden Ballflugbahn, die dennoch genau dort endet, wo sie enden soll! Die neue Kombination aus Schaft und Schlägerkopf optimiert die Werte von Kris mit einer etwas flacheren Ballflugbahn und einer konsequenteren Spinrate.“

 

Auch wenn Kris dem Ball sowohl einen Rechts- als auch einen Linksdrall verleihen kann, so spielt er mit seinen Eisenschlägern am liebsten einen leichten Fade (der Ball macht eine Kurve von links nach rechts). Spieler auf diesem Niveau wollen meist einen Fehlschlag in irgendeine Richtung vermeiden, um eine Seite des Platzes ganz auszuschalten. Was Kris angeht, so mag er Fehlschläge nicht, die nach links gehen, und seine Eisen werden daher um 1 Grad flach beim Liewinkel justiert, eine Justierung, die verhindert, dass sich der Schlägerkopf im Treffmoment zu schnell schließt. Die Schläge, die wir mit ansehen dürfen, sind explosiv und beeindruckend gerade, und der Klang im Treffmoment erinnert uns daran, dass wir in dieser Saison etwas mehr trainieren sollten. 

„Wie Ihr gesehen habt, habe ich auch ihre Hände gemessen, was zeigt, welche Dicke beim Griff für den Spieler passt. Es gibt hier jedoch kein richtig oder falsch, sondern es sind die Vorlieben des Spielers, die den Ausschlag geben, auch wenn man als allgemeinen Anhaltspunkt sagen kann, dass ein etwas dickerer Griff einigen Spielern helfen kann, weniger aktive Hände zu bekommen und, wie bei Kris, z. B. einem ‚Hook‘ entgegenzuwirken. Doch der Griff muss sich bequem anfühlen und ganz einfach gut in den Händen des Spielers liegen.“

Unser Besuch bei René im Benniksgaard Golfclub hat uns deutlich gemacht, wie ein Custom Fitting einen wirklichen Unterschied für alle Kategorien von Spielern ausmachen kann. Am deutlichsten und vielleicht am beeindruckendsten für uns normale Golfer war sicherlich, eine größere Weite mit dem Driver von 25–30 Metern bei einem fröhlichen Amateur zu erleben!

 

Info, custom fitting: 

Lenette Gjelstrup Enemark: Hcp: 22

Getesteter Schläger: TaylorMade Stealth HD Driver 12° Loft

Schaft: Fujikura Speeder 45 A-Flex gekürzt um 1“

Setting: 1,5 Upright

Griff: Lamkin Crossline Standard

 

Kris Laumann Enemark: Hcp: +2

Getestete Schläger: TaylorMade P7-MC Eisen 4-PW

Schaft: Project X Rifle 6.5 Stahlschaft

Lie: -1 Grad flach

Griff: Golf Pride MCC Midsize