US Open im Mekka des amerikanischen Golfsports

Pinehurst 2 ist in dieser Woche erneut der Gastgeber für die vielleicht allerschwerste Prüfung des Herrengolfs: die US Open. Dieser Golfplatz war Ausrichter etlicher Großturniere – mehr als jeder andere im Land und das aus gutem Grund. Wir befinden uns nämlich im „American Home of Golf“.

Pinehurst wurde von James Walker Tufts, dem König der Erfrischungsgetränke, gegründet. 1895 kaufte er ganze 40 Hektar Grund. Es wird behauptet, dass er knapp zweieinhalb Dollar für jeden davon bezahlt hat Im Vergleich zum heutigen Wert sind das natürlich „Peanuts“. Zuerst baute er das Hotel Holly Inn, das er an Silvester desselben Jahres eröffnete. Und 1901 war Pinehurst 1 zum ersten Mal Gastgeber der United North and South Amateur Championship.

Kurz darauf sollte ein Schotte namens Donald Ross sich in den USA niederlassen, was entscheidend sowohl für Pinehurst als auch für den gesamten amerikanischen Golfsport werden sollte.
Ross wurde am 23. November 1872 in Dornoch geboren, ganz in der Nähe von Royal Dornoch im Norden Schottlands. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts war er Lehrling bei Old Tom Morris in St. Andrews. Doch Ross studierte auch Agrartechnik, und ein Klassenkamerad namens Robert White überredete Donald, in die USA zu emigrieren, wo die Voraussetzungen für Arbeit besser waren. Also begann Ross zu sparen, und als er genug verdient hatte, gab er alles, was er besaß, aus, um auf einem Schiff, nicht ganz unähnlich der Titanic, den Atlantik zu überqueren. Gut angekommen im Land der Träume bekam Ross zunächst einen Job im Oakley Country Club in Massachusetts. Doch schon bald zog es ihn in das erheblich sonnigere North Carolina, wo wie er gehört hatte, viele Vermögende ihren Sommerurlaub verbrachten.

In Pinehurst erhielt er von Tufts den Auftrag, Platz Nummer 2 zu entwerfen, ein Platz, der allmählich Gastgeber einer Vielzahl von US Open-Turnieren werden und sich einen Namen als einer der härtesten und fairsten Tests machen sollte, den das Golfspiel zu bieten hat. Doch von noch größerer Bedeutung war, dass Ross dafür sorgte, dass man auf den Plätzen von Pinehurst von öligen Sandgrüns dazu überging, auf Bermudagras zu putten.

Das Pinehurst Resort verfügt heute über zehn Plätze. Der jüngste hat erst vor ein paar Monaten eröffnet. In der Umgebung finden wir außerdem andere Klassiker wie Pine Needles, wo bereits mehrmals die US Open der Damen stattgefunden haben, und Southern Pines. Es ist mit anderen Worten ein Teil der USA, in den Golfer aus aller Welt wallfahren.
Was stark dem Schotten zu verdanken ist, der alles verändert hat.

In seiner Karriere als aktiver Turnierspieler kam Donald Ross vier Mal unter die zehn Besten bei den US Open. Er erreichte auch einen achten Platz bei The Open, oder British Open, wie die Yankees das älteste Golfturnier nennen. Mit anderen Worten konnte er Golf spielen – und wäre er nicht so gut gewesen, dann hätte er wahrscheinlich auch nicht einen Platz wie Pinehurst 2 entworfen. Die Grüns sind für die konvexen Formen bekannt, wodurch die Bälle abrollen und an Stellen liegen bleiben, die für schwere Kurzspielschläge sorgen. Er ist gelinde gesagt schwer. Aber er ist auch ein Platz, der seit seiner Fertigstellung im Jahr 1907 die Kulisse für einige der denkwürdigsten Siege war.

Die legendärste Auflage fand wahrscheinlich 1999 statt. Sie war auch der Ursprung für die Statue, die vor dem Clubhaus steht.

Zwölf Monate waren vergangen, seit Payne Stewart in der letzten Runde vier Schläge Vorsprung und damit einen US-Open-Titel verspielte, den alle schon in seinen Händen gesehen hatten. Jetzt befindet er sich im Duell mit dem Superstar Phil Mickelson, und am 72. und letzten Loch hat Stewart einen 5-Meter-Putt, um zu gewinnen. Die Linie ist schwer, und die feuchte Luft hat das Grün langsam gemacht, was dazu führte, dass andere Spieler in ähnlicher Lage mit ansehen mussten, wie ihre Bälle kurz vor dem Loch liegen blieben. Doch Stewarts Ball rollt über den Lochrand, und er ballt die Faust in der Luft zu einer Pose, die zu einem der am häufigsten verwendeten Fotografien des Golfs wurde. Das Publikum tobt. Es vergehen jedoch nur ein paar Sekunden, ehe Stewart mit bestimmten Schritten zu Phil Mickelson geht, ihn tröstet und ihn daran erinnert, dass Phils Ehefrau Amy schwanger ist, und dass Phil bald Vater werden wird.

Payne Stewart hatte die Geistesgegenwart, in diesem Moment eine größere Perspektive im Blick zu haben und mitmenschlich zu sein. Dadurch gewann er viele Fans auf der ganzen Welt Stewart bekam jedoch nie die Chance, seinen Titel zu verteidigen. Vier Monate später kam er bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben und wurde von der gesamten Golfwelt betrauert.
Man erinnert sich an ihn als einen der sympathischsten Menschen in diesem Sport.

Was von der Auflage 2024 zu erzählen sein wird, das weiß noch niemand.
Doch eine Sache ist sicher. Neue, dramatische Kapitel werden geschrieben werden. Und viele von uns freuen sich darauf, sie zu lesen.