Mats Wilander – Custom Fitting ist für mich selbstverständlich
Vor 31 Jahren sorgte Mats Wilander für einen der größten Knaller der Tennisgeschichte. 1982, erst 17 Jahre und neun Monate alt, schlug er Guillermo Vilas im Finale der French Open.
Mats Wilander gewann weitere sechs Grand Slam-Titel, zwei davon in Paris, und war zeitweise die Nummer Eins der Weltrangliste. Und er brennt noch immer für Tennis.
„Ich liebe alles, was mit Tennis zu tun hat, doch Golf ist auch nicht schlecht”, sagt er.
Es ist ein grauer, verhangener Dienstag, und nicht viele Spieler sind draußen auf dem Golfplatz.Der Platz, Falsterbo Golfklubb, auf einer Landzunge südlich von Malmö gelegen, ist aus dem Jahr 1909 und damit der drittälteste Golfclub Schwedens.
Doch jetzt geht es um Tennis, äh, Tennis und Golf, wollte ich sagen. Die Tennislegende Mats Wilander soll kommen und seine neuen Eisenschläger testen.
David Leet, bekannter Golfstore-Pro im Falsterbo Golfklubb, erhielt das Vertrauen, Mats Wilander beim Probieren seines neuen Eisensatzes AP 2 von Titleist zu helfen.Leet ist wie Wilander Linkshandspieler und gilt als Experte im Custom-Fitting.
„Wie beim Tennis ist die Ausrüstung wichtig. Meine Schläger anpassen zu lassen, war für mich selbstverständlich. Das haben übrigens auch alle meine Kumpels machen lassen“, sagt Mats Wilander, während er das Plastik von seinen neuen Schlägern entfernt.
Er geht zu den überdachten Abschlagmatten, und David Leet sieht interessiert zu. Einige Probeschwünge und Klack! Ein schöner Treffer mit einem 6er Eisen.
„Mats hat anscheinend eine extrem gute Hand-Augen-Koordination, das konnte man am Trefferbild sehen. Nach ein paar Schlägen mit einem 6er Eisen waren alle Treffer mittig auf dem Blatt. Ein Spieler, der so gut trifft, kann eigentlich mit Schlägern mit flachem Blatt spielen, während Mats sich wegen des Aussehens für das etwas fehlertolerantere Modell AP2 entschieden hat“, sagt David Leet, während er und Wilander über den Liewinkel der Schläger diskutieren. Er schlägt Mats einen etwas flacheren Liewinkel vor.
Wilander ist einverstanden, und sie einigen sich darauf, die Schläger mit einem 2 bis 4 Grad flacheren Lie zu versehen, wobei die Wedges am flachsten werden.
Dass er die Schläger persönlich ausprobiert, war für Mats Wilander selbstverständlich.
„Ich verstehe nicht, warum nicht alle Golfer ihre Schläger testen? Ich kann doch nicht in einen Laden gehen und einen Tennisschläger kaufen und ernsthaft glauben, das perfekte Werkzeug für den Gewinn eines Grand Slam-Turniers zu erhalten. Golf ist schwer genug, Tennis übrigens auch, warum also nicht den Vorteil einer korrekt getesteten Ausrüstung nutzen“, sagt Wilander und schüttelt den Kopf.

Begann in Australien mit dem Golfen
Mats Wilander ist nach dem Test der Schläger ruhig und entspannt, und wir lassen uns im Clubhaus des Falsterbo Golfklubb in ein paar tiefen, gemütlichen Sofas nieder.
„Mit den neuen Schlägern werde ich lebensgefährlich auf dem Platz“, sagt Mats Wilander und lacht.Wilander begann 1983 mit seinem Trainer John-Anders „Jonte“ Sjögren Golf zu spielen. Sein Bruder, Anders, spielte bereits Golf und hatte Mats seit längerer Zeit damit aufgezogen, mal einen richtigen Sport wie Golf zu probieren.
Die ersten tastenden Schläge machte Wilander im Albert Park in Melbourne, als er mit dem Team SIAB im Trainingslager war.
„Der Platz war wohl nichts Besonderes. Er war einfach und kurz und in ziemlich schlechtem Zustand, doch es hat unglaublich Spaß gemacht, mit dem Golfen zu beginnen. Es war schwer, obwohl der Ball ruhig dalag“, sagt Wilander und lacht bei der Erinnerung daran.
Das Interesse für Golf hat dann während seiner ganzen Tenniskarriere angehalten, und Wilander versuchte nach einem Tennismatch immer direkt eine Runde Golf zu spielen.
„Das Gefühl, den Ball beim Tennis genau richtig zu treffen, ist fantastisch. Man spürt es im ganzen Körper. Beim Golfen ist es genau dasselbe. Ein perfektes Treffen im Sweetspot, und du weißt, dass es ein guter Schlag wird.“
Auf dem Golfplatz immer im Wettkampf
Wilander ist auf dem Golfplatz immer im Wettkampf. Als niedrigstes Handicap hatte er 4, doch jetzt hat er ein komfortableres Handicap von 8.
„Man hat ja immer den Traum, das Äußerste zu erreichen. Mir macht es keinen Spaß, Tennis mit jemandem zu spielen, der nicht so gut ist. Golf ist anders, da können alle spielen, wenn man das Handicap berücksichtigt. Beim Golf ist der Schwung wichtig, doch entscheidend ist, dass man jedes Mal auf dieselbe Weise schwingt. Beim Tennis hat man keine Zeit, jedes Mal einen perfekten Schlag zu machen, da ist es eher wie ein Bonus, wenn es dir gelingt.“
Er ist schon seit 13 Jahren Mitglied im The Valley Club nicht weit von seinem Zuhause in Hailey in Idaho, USA.
Er erzählt auch, dass er nervös ist, wenn er Golf spielt, es aber nie beim Tennis gewesen ist, auch wenn dort 20.000 Zuschauer auf den Rängen waren. Und bei einem Tennismatch ist es auch kaum mucksmäuschenstill.
„Am schlimmsten ist es, wenn das erste Tee oder irgendein Abschlag beim Clubhaus liegt. Da werde ich nervös, richtig nervös und kann die schlimmsten Fehler machen“, sagt er.
Die Tennistour hat etliche Golfer hervorgebracht, unter anderm Anders Järryd, Mikael Pernfors, Ivan Lendl, Boris Becker und John McEnroe.
„Wir haben Show-Tennis in Frankreich gespielt, McEnroe und ich, und danach spielten wir Golf. Er ging 9 Löcher lang auf einem enorm hügeligen Platz rückwärts. Es sah leicht verrückt aus. Er hatte den Tipp von einem Kampfsportler, um besser beim Golf zu werden. Manche Golfer machen alles mit!“

Mats Wilander
Geboren: 22. August 1964 in Torpsbruk, Småland.
Wohnhaft: Hailey, Idaho, USA.
Familie: Ehefrau Sonya Mulholland, Kinder Emma, Karl, Erik und Oskar.
Größe: 182 cm.
Gewicht: 77 kg.
Karriere: Wurde Profi 1981, im selben Jahr, in dem er Juniorenweltmeister bei den French Open wurde. Beendete seine Karriere 1996. Preisgelder: 7.976.256 US dollar.
Titel im Einzel: 33.
Titel im Doppel: 7.
Höchster Weltranglistenplatz: Nummer 1 am 12. September 1988.
Grand Slam-Ergebnisse: Australien Open, Sieger 1983/84/88. French Open, Sieger 1982/85/88. US Open, Sieger 1988. Wimbledon, Viertelfinale 1987/88/89.