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DIE MENTALE STRATEGIE

Wie sollen ein Scratch-Golfer und einer mit mittlerem Handicap ihr Spiel angehen?
Diese Frage beantwortet uns Markus Westerberg, PGA-Pro im Golfclub Ljunghusens GK und Autor des Buchs „The Golfer's Sixth Sense“, in einem Gespräch über Spielstrategie und mentales Training.

Spielstrategie und mentale Stärke gehören zusammen. Man muss wissen, welche Mängel man hat und worin man gut ist. Also wie Du mit dem spielst, was Du hast, Deinem „Werkzeugkasten“. Davon ausgehend planst Du, wie Du das Loch und die Bahn spielst. Alles dreht sich darum, die Risiken zu minimieren und den Ball im Spiel zu halten. Gemeinsam mit Markus spielten Mats (Hcp 0,4) und Kalle (Hcp 14,1) drei Löcher im Ljunghusens Golfklubb, um mehr über Spielstrategie zu erfahren und zu lernen, wie sie es selbst umsetzen können. Und so ist es unseren Golfern ergangen.

Loch 1 – Par 5 | 425 m | HCP-Index 17

ABSCHLAG:

Ein schmales, kurzes Par 5 mit 430 m Länge mit Out of Bounds rechts und links, das an jenem Tag bei starkem Rückenwind zu spielen war.
– Strategie | Mats:
„Da Du das Grün bei Rückenwind mit zwei Schlägen erreichst, auch wenn Du mit einem Eisen abschlägst, ist das der Schläger, den Du wählen musst. Wir setzen darauf, mit vier Schlägen einzulochen. Drei wären ein Bonus.“
– Strategie | Kalle:
„Wenn Du Dich mit Deinem Driver ebenso wohl fühlst wie mit einem langen Eisen, musst Du ihn wählen. Triffst Du mit dem Driver, kann Du mit zwei Schlägen aufs Grün kommen, das schaffst Du mit einem langen Eisen nicht.“

SCHLAG 2:

Die Bälle beider Spieler liegen jetzt im Semi-Rough direkt links vom Fairway, und es sind noch ca. 188 m zur Fahne.
– Strategie | Beide Spieler:
„Messt die Distanz zum Grünbunker vor dem Grün. Dann wisst Ihr, welches Carry Ihr benötigt. Das ist das Wichtigste. Wenn der Schlag dann ein bisschen zu weit geht, ist es nicht schlimm. Hast Du das Gefühl, dass der Schlag zu schwer ist, dann spiele kurz um den Bunker herum. Du hast nach wie vor eine gute Birdiechance und umgehst den Bunker. Vergiss nicht, Dir auch hier, wie beim Abschlag, eine Zielmarke zu setzen.“

SCHLAG 3:

Mats liegt kurz vor dem Grün und benötigt nur noch einen kurzen Chip. Kalle liegt schwieriger im linken Semi-Rough, ca. 45 m von der Fahne, mit dickem Rough und unebenem Untergrund in der Spiellinie, genau vor dem Grün.
– Strategie | Mats:
„Da gibt’s nicht viel zu überlegen. Die Fahne anvisieren und den Ball nahe platzieren.“
– Strategie | Kalle:
„Geh nicht direkt auf die Fahne, ziele rechts vom Rough und lass die Konturen rund um den Grünbereich den Ball in Richtung Loch führen. Du setzt zu viel aufs Spiel, wenn Du direkt angreifst. Setze Dir eine Zielmarke, auch wenn der Schlag kurz ist. Geh gern nach vorn und sieh Dir an, womit Du es zu tun hast, ehe Du schlägst.“

SCHLAG 4:

Kalle hat noch einen Putt von ca. 12 m für einen Birdie. Mats liegt bloß ein paar Zentimeter vom Loch.
– Strategie | Kalle:
„Wenn Du Darts spielst, wohin zielst Du, um so nah wie möglich an das Bulls Eye zu kommen? Dasselbe gilt hier. Versuche, ihn mittig im Loch zu versenken, dann hast Du die größte Chance, und solltest Du das Loch verfehlen, hast Du einen einfachen zweiten Putt.“

ZUSAMMENFASSUNG - LOCH 1

Mats hat ein Birdie geschafft und Kalle ein gutes Par nach zwei sicher geschlagenen Putts.

Marcus Westerberg ist ausgebildeter PGA-Trainer, hat einen akademischen Abschluss in Psychologie, 15 Jahre Erfahrung als Tourspieler und 13 Jahre als Golftrainer und Coach auf der ganzen Welt. Er hat das Buch „The Golfer's Sixth Sense“ geschrieben, das Dich verstehen lehrt, wie Dein Gehirn bei allen Golfschlägen eigentlich denkt.


Loch 2 – Par 4 | 330 m | HCP-Index 5

ABSCHLAG:

Ein schmales Par 4, 330 m, mit Wasser links und Out of Bounds rechts, das bei Gegenwind von links zu spielen war.
– Strategie | Mats:
„Auch wenn es schmal ist, finde ich, dass Du den Driver wählen und so flach schlagen solltest, wie Du kannst. Schwinge ruhiger. Wenn Du ein niedriges Eisen wählst und keinen perfekten Treffer schaffst, wird der Ball steigen, und Du musst dann einen ziemlich flachen zweiten Schlag mit mehreren Hindernissen im Weg bewältigen.“
– Strategie | Kalle:
„Dasselbe hier. Nachdem der Driver einer Deiner Stärken ist, solltest Du ihn nehmen. Wenn Du das Gefühl hast, einen flachen Schlag bei Gegenwind nicht zu beherrschen, dann mache Deinen üblichen Abschlag. Viele Spieler machen den Fehler, den Schlag zu machen, den ‚man machen sollte‘, und scheitern häufiger, als wenn sie den Schlag machen würden, bei dem sie sich sicher fühlen.“

 

SCHLAG 2:

Nach dem Abschlag liegt Mats mitten auf dem Fairway und hat noch 117 m zur Fahne. Kalle hingegen hat nach einem misslungenen Abschlag noch 270 m.
– Strategie | Mats:
„Hier musst Du Dich entscheiden, ob Du den Ball gegen oder mit dem Winddrehen möchtest. Gegen den Wind zu spielen, hat den Vorteil, dass der Ball direkt stoppt und der Wind die Richtung nicht so stark beeinflusst. Doch noch einmal, wähle Deinen einfachsten Schlag.“
– Strategie | Kalle:
„Du musst jetzt akzeptieren, dass Du auf Bogey spielst. Versuche nicht, einholen zu wollen, was Du versäumt hast. Spiele nach den Voraussetzungen und wähle einen Eisenschläger, mit dem Du Dich sicher fühlst und bringe Dich nach vorn in Position.“

SCHLAG 3:

Mats liegt auf dem Grün, 8 m links von der Fahne, nachdem der Rechtsdrall ausblieb. Kalle hat nach einem guten Distanzschlag noch 130 m zur Fahne.
– Strategie | Mats:
„Versuche, die Ruhe zu bewahren, und versenke Deinen Putt. Es ist stark geneigt, schau also, dass er auf die richtige Seite des Lochs danebengeht, damit Du keinen schweren zweiten Putt erhältst.“
– Strategie | Kalle:
„Du hast einen ähnlichen Schlag vor Dir wie Deinen zweiten Schlag. Wähle Dir eine Zone, in die Du zielst. Nachdem Du dazu tendierst, eher nach links zu schlagen, solltest Du eine Zone etwas mehr rechts anvisieren.“

SCHLAG 4:

Mats hat einen Putt zum Par von 1 m leicht aufwärts, den er versenkt. Kalle landete 5 m links vom Grün und liegt vor einer Kuppeim Vorgrün..
– Strategie | Kalle:
„Wähle den Putter. Ein schlechter Putt ist immer besser als ein schlechter Chip. Das ist der sicherste Schlag.“

ZUSAMMENFASSUNG - LOCH 2

Mats schaffte ein Par nach einem Zweier-Putt aus 8 m und Kalle konnte ein gutes Bogey eintragen.


Loch 3 – Par 3 | 146 m | HCP-Index 11

ABSCHLAG:

Ein anspruchsvolles Par 3, das heute ca. 150 m zu spielen ist, mit Wasser bis ganz nach vorn und links vom Grün, wobei die Fahne weit links steht. Gegenwind von der linken Seite des Grüns.
– Strategie | Beide Spieler:
„Setzt Euch eine Zielmarke mitten auf dem Grün. Die Fahne anzuvisieren, ist meiner Meinung nach ein zu großes Risiko. Bist Du auf dem Grün, hast Du immer noch eine gute Birdiechance.. Spielt man auf Par, kommt immer ein Birdie. Spielt man hingegen auf Birdie, kann es teurer werden.“

SCHLAG 2:

Der Schlag von Mats wurde vom Wind abgedrängt und landete rechts vom Grün. Kalle ging einen Schläger nach unten, um den Grünbunker zu umgehen, und liegt genau vor dem Grün. Beide Spieler entscheiden sich für einen Chip als zweiten Schlag.
– Strategie | Beide Spieler:
„Denkt daran, dass der Wind einen größeren Einfluss hat, als Ihr vielleicht glaubt. Könnt Ihr mit einem Schläger mit weniger Loft chippen, dann ist das zu bevorzugen. Da wird die Ballflugbahn flacher und wird nicht ganz so stark vom Wind beeinflusst.“

ZUSAMMENFASSUNG - LOCH 3

Kalle erreicht ein Bogey nach einem etwas zu kurzen Pitchschlag und einem verfehlten Putt zum Par. Mats schafft ein Par nach einem gut geschlagenen Chip, sodass er nur noch einen kurzen Putt hatte.


WAS LERNEN WIR DARAUS:

Mats - Hcp 0,4
„Vor allem habe ich gelernt, die Distanz zu verschiedenen Hindernissen zu messen statt nur den Abstand zur Fahne. Das bedeutet einen anderen Gedankengang, der die Risiken minimiert. Bei mir führte das zu einer anderen Schlägerwahl bei einem der Löcher. Dann gilt es, etwas zu wagen. Beispielsweise ist es bei Gegenwind besser, einen weniger gut geschlagenen Driver mit flacher Ballflugbahn als einen Punch-Schlag mit dem 3er Eisen zu schlagen - auch wenn die Bahn schmal ist und der Eisenschlag in meinem Kopf der ‚sicherere Schlag‘ ist. Den Ball mit und gegen den Wind zu drehen, ist auch etwas, das ich trainieren werde.“

Kalle - Hcp 14,1
„Ich kann viel dadurch gewinnen, dass ich meine Schlägerwahl besser überdenke. Nach einem schlechten oder zu kurzen Schlag habe ich oft das Gefühl, dass ich danach zur Kompensation einen Schläger nehmen sollte, mit dem ich vielleicht nicht so gut klar komme. Wenn ich stattdessen akzeptiere, dass ich jetzt auf Bogey spiele, und einen Schläger wähle, mit dem ich mich sicher fühle, ist das Risiko geringer, dass mein nächster Schlag misslingt. Den gesamten Grünbereich auszunutzen, statt trotz Gefahren in der Linie einfach gerade auf die Fahne zu gehen, nimmt auch unnötigen Druck und Nervosität, wenn ich schlagen soll.“


FOLGENDES KANNST DU LAUT MARKUS TUN, UM DEINE SPIELSTRATEGIE UND DEIN MENTALES SPIEL ZU VERBESSERN

1. Lerne Deine Weiten kennen
Durch Besuch eines Golfstore Studios kannst Du über den Trackman sehen, wie weit Du mit jedem Schläger kommst. Das ist unumgänglich, um sich eine Spielstrategie zurechtzulegen.

2. Lerne Deine Stärken und Schwächen kennen
Denke nicht, „Ich muss diesen Schlag hier schaffen“, denn das tust Du nur selten. Versuche stattdessen, Schläge zu schlagen, die Du sicher beherrscht, auch wenn es nicht der nächste Weg zum Loch ist.

3. Identifiziere Gefahren und Hindernisse
Wähle die Zone aus, in der Du landen willst, spiele dann in die Mitte dieser Zone (falls Du dazu tendierst, links danebenzuschlagen, visiere die Zone etwas rechts von der Mitte an). Wenn Dein Ziel deutlich ist, musst Du positiv denken und visualisieren, dass Dein Schlag dort landet, wo Du ihn haben möchtest. Viele machen den Fehler, so zu tun, als gäbe es das Hindernis nicht. Das Problem ist, dass Deinem Unterbewusstsein das Hindernis sehr wohl bewusst ist, und Du schaffst es nicht, Dein Unterbewusstsein zu täuschen.

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