Der Golf-Pro – vom Universalkünstler zum Spezialisten
Die ersten Golf-Pros waren Universalkünstler, die als Greenkeeper, ball- und Schlägerhersteller arbeiteten. Manchmal spielten sie auch eine Runde. Es war ein Beruf mit sehr niedrigem sozialen ansehen. Dies hat sich geändert. Und in den letzten Jahren haben sich viele Golflehrer auf verschiedene Teildisziplinen beim Golf spezialisiert, und einige von ihnen sind ebenso bekannt wie ihre Schüler und haben ihre eigenen Marken.
Historisch gesehen gab es eine klare Trennlinie zwischen Amateurgolfern und professionellen Golfspielern.
Zum Großteil beruhte dies auf der Klassenzugehörigkeit.
Golf war nur für die Betuchten in der Gesellschaft. Früher waren die professionellen Spieler „Arbeiter“, die davon lebten, Greenkeeper zu sein, Schläger und Bälle herzustellen, als Caddy zu arbeiten und Show-Runden zu spielen. Sie wurden für ihre Dienste bezahlt und wurden Geschäftsleute, Profis, mit sehr geringem Ansehen. Sie durften nicht mit normalen Amateuren spielen, sondern nur unter sich, und sie hatten keinen Zutritt zum Clubhaus.
Doch das änderte nichts daran, dass früher die professionellen Spieler in ihrer Zeit Prominente waren, genau wie heute. Vor allem zwei Pros aus dem 19. Jahrhundert stechen heraus: Allan Robertson (1815-1859) und sein Assistent Old Tom Morris. Allan Robertson war Ball- und Schlägerhersteller in St Andrews sowie auch der geschickteste Spieler seiner Zeit.
Außerdem war er der erste professionelle Golfspieler.
Allan Robertson war auch der erste, der den Old Course in einer Runde im Jahr 1858 unter 80 Schlägen spielte. Allan trug auch dazu bei, die Grüns auf dem Old Course zu vergrößern, um das Spiel populärer und für die breite Masse leichter zu machen. Allan Robertson stellte in seiner Werkstatt in St Andrews Federbälle und Golfschläger her, die in die ganze Welt exportiert wurden. In seiner Werkstatt arbeitete auch Old Tom Morris.

Federball und Guttaperchaball
Der Federball war der ursprüngliche Golfball und wurde aus Leder und Gänsefedern hergestellt. Ein Zylinderhut war das Maß für die Menge an Federn in einem Ball. Der Federball ließ sich nicht besonders weit schlagen, und er war auch sehr empfindlich gegenüber Fehltreffern. Ein Federball konnte bei Rückenwind höchstens 130 Meter weit fliegen.
Nachdem das Ballmachen ein Handwerk war und ein geschickter Ballmacher nur 4-5 Bälle pro Tag herstellen konnte, waren die Bälle ziemlich teuer, was die Stellung von Golf als Freizeitbeschäftigung der Oberklasse stärkte. 1844 produzierte Allan Robertssons Firma die Rekordanzahl von 2.456 Bällen, und da es ein sehr lohnendes Geschäft war, verwundert es nicht, dass er 1848 die Entwicklung des Guttaperchaballs mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern versuchte. Er kaufte unter anderem alle Guttaperchabälle auf, denen er habhaft werden konnte, und verbrannte sie.
Doch das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Guttaperchaball aus Gummi war so viel billiger in der Herstellung, und dadurch wurde Golf ein Sport für alle und nicht nur für die reiche Oberklasse. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden viele Golfclubs, und es wuchs die Nachfrage, das Schlagen mit dem neuen Ball zu lernen, und der Pro wurde an die Clubs gebunden, um den Mitgliedern zu helfen.
Eine Golflektion in der Mitte des 19. Jahrhunderts war ausschließlich eine Spiellektion auf dem Platz. Die Rolle des Pros bestand darin, einen Schlag zu machen, den der Schüler dann nachzuahmen versuchte.
1857 erschien das erste Golflehrbuch, „The Golfer’s Manual“ von H.B.Farnie.
Um 1900 gab es wahrscheinlich die erste richtige Golflektion an einem Ort, den man als Driving Range beschreiben könnte, der aber wahrscheinlich eher ein etwas abgetrennter Teil des Golfplatzes war. Der Caddy platzierte die Bälle beim Spieler und lief dann hinaus, um sie wieder zu holen. 12 Bälle sollen der erste „Eimer“ gewesen sein. Oder vielleicht war es bei der ersten Lektion der Spielpartner, der mit leicht überlegener Miene sagte „Lass dir mal zeigen, wie du es hättest machen sollen ...“

Old Tom Morris lebt weiter
Old Tom Morris? Old Tom Morris (1821-1908) war ein fantastischer Spieler, der die British Open vier Mal gewann, und gilt als „Urvater“ des modernen Spiels.
Er wohnte 1851 in Prestwick und entwarf den Prestwick Golf Club und wurde Pro und Greenkeeper des Clubs. Dass das führende Transportmittel der damaligen Zeit, die Eisenbahn, direkt durch den Platz führte, war kein Nachteil für die Entwicklung des Golfspiels. Es war üblich, Golfplätze im Anschluss an die Eisenbahngleise zu bauen, und man kann sagen, dass die Eisenbahn ihren Teil dazu beigetragen hat, die Entwicklung des Golfs zu beschleunigen.
1860 wurde auf Prestwick das erste Golfturnier ausschließlich für Professionelle gespielt, und es wird üblicherweise als die ersten British Open gezählt. Acht Profis gingen an den Start, und Willie Park Sr aus Musselburgh gewann. Im Jahr darauf siegte
Old Tom Morris.Old Tom Morris wurde später Greenkeeper im Royal and Ancient Golf Club sowie Pro des Clubs und errichtete neben dem 18. Green auf dem Old Course einen Golfshop. Es war ein großer Laden mit Klubwerkstatt, und meist arbeiteten 12 Personen im Laden. Und Old Tom Morris’ Golfshop liegt noch immer an derselben Stelle wie damals, still going strong!
Old Tom Morris‘ größter Beitrag zur Entwicklung des Golfs war vielleicht sein Konzept, die Greens mit einem Topdressing aus Sand zu versehen. Darauf kam er, als er den Carnoustie Golf Club entwarf und pflegte.
Das große Triumvirat
Dann folgte „Das große Triumvirat“ mit John Henry Taylor, dem ersten englischen Profi, der 1894 die British Open gewann, und Harry Vardon, der 1900 eine PR-Reise in die USA unternahm und die US Open gewann, 80 Turniere in den USA spielte und davon 70 gewann, und James Braid, der sich besonders mit Platzdesign befasste und Gleneagles und Nairn entwarf. Zusammen dominierten sie die British Open und gewannen 16 Mal in 21 Jahren zwischen 1894 und 1914.Der „Vardon-Griff“ oder „Overlapping-Griff“ ist noch heute die bevorzugte Griffart.
In den USA hatte der Profi Hagen die Vorstel-lungen vom Golf neu definiert. Walter Hagen war, nach damaligem Maßstab, aufsehenerregend gekleidet und spielte Golf wie von einem anderen Stern. Er war auch der erste amerikanische Golfer, der die British Open gewann. Das war 1922 in Royal St Georges. Der ihm ausgehändigte Siegerscheck beeindruckte ihn nicht, und er gab ihn seinem Caddy…
Auf Troon, wo Walter Hagen 1923 Zweiter wurde, zeigte er es allen, die professionelle Golf-spieler für unwürdig erachteten, beispielsweise Zutritt zum Clubhaus zu bekommen. Hagen wurde vom Wettkampfkomitee eingeladen, an der Preisverleihung teilzunehmen, die im Clubhaus stattfinden sollte. Hagen lehnte dankend ab und lud alle, inklusive Publikum, zu seinem Fest im nahegelegenen Wirtshaus ein.
Unter allen großen Pros, die folgten, sind Bobby Jones, Gene Sarazen, Henry Cotton, Sam Snead, Ben Hogan und Byron Nelson zu nennen.
Alle diese Pros waren Autodidakten.

„Modern Fundamentals of Golf“
Ben Hogan gilt als größter Spieler von ihnen allen. Er glaubte an einen wiederholbaren Golfschwung, der nur wenige Komponenten enthielt, die korrekt und in der richtigen Reihenfolge auszuführen sind. Seine „Five Lessons, Modern Fundamentals of Golf“ aus dem Jahr 1957 sind wahrscheinlich das weltweit meistverbreitete Golflehrbuch.
Dass ein Pro Autodidakt sein musste, änderte sich mit Jack Nicklaus, und seit seiner Glanzzeit haben viele Trainer ihre eigenen Marken geschaffen, indem sie einen bekannten Spieler trainiert haben, wie zum Beispiel Jack Grout, der Jack Nicklaus trainierte, Butch Harmon mit Greg Norman und Tiger Woods, David Leadbetter mit Nick Faldo und Henri Reis mit Annika Sörenstam.
David Leadbetter ist seit langem ein Guru im Bereich des Trainings mit Trainingsanlagen der David Leadbetter Golf Academy in der ganzen Welt. Manche Trainer sind auch Spezialisten für einen Teil des Spiels, wie Dave Pelz beim kurzen Spiel und Putten, und Bob Rotella, wenn es um das mentale Spiel geht.
Harry Vardon soll einmal gesagt haben: „Gebt mir einen Mann mit kleinen Händen, großen Füßen und einem kleinen Gehirn, und ich mache ihn zu einem Weltstar im Golf.“
Das stimmt nicht ganz. Es gibt auch noch so etwas wie Ballgefühl und Talent…