
Der Ryder Cup in Zeiten der Ungewissheit
Beim Ryder Cup 2018 im Le Golf National in Paris arbeiten 2.700 Personen in den am Platz befindlichen Restaurants. 300 Parkplatzwächter und ebenso viele Reinigungskräfte sind vor Ort, dazu 650 Polizisten und 920 akkreditierte Journalisten. Das Turnier wird in 620 Millionen Haushalten auf der ganzen Welt gezeigt, und 270.000 Personen aus 90 Ländern füllen die Ränge. Die Größe des Turniers kann man gar nicht übertreiben. Die gesamte Sportwelt kommt zum Stillstand.
Jetzt ist Revanche angesagt, und Ende Mai 2022 steht Henrik Stenson in der Mitte des Colosseums. Wie Russell Crowe im Film Gladiator brüllt er „Are you not entertained“ und sagt, dass er 12 Gladiatoren zu seiner Verfügung hat.
Nach der Demütigung auf Whistling Straits ist er jetzt derjenige, der Europas Rückkehr anführen soll.
Doch seit damals ist viel Wasser den Tiber hinuntergeflossen, und Henrik Stenson ist einer der Stars, die den Schritt zur LIV-Tour gemacht haben.
Die LIV- und die PGA-Tour vertragen sich nicht, was dazu geführt hat, dass Stenson und die anderen LIV-Golfer außen vor bleiben. Ihm wurde die Spielführerschaft entzogen, und da die LIV-Tour keine Punkte für die Weltrangliste bringt, haben deren Spieler es auch schwer, sich für die Mannschaft zu qualifizieren. Außerdem werden die Spielführer Luke Donald und Zach Johnson unter Druck gesetzt, von LIV-Golfern abzusehen, wenn es um die Wildcards geht.
Zach Johnson hat den früheren Weltranglistenersten Dustin Johnson, den spektakulären Phil Mickelson, den Majorfan Brooks Koepka und den weit schlagenden Fixstern Bryson DeChambeau verloren. Doch am meisten Kopfzerbrechen wird sich wohl Luke Donald machen, der in kürzester Zeit Stenson ersetzen muss. Denn seine Mannschaft steht vor einem aufgezwungenen Generationswechsel, da Ian Poulter, Sergio Garcia und Lee Westwood, die über viele Jahre das Rückgrat des europäischen Teams waren, auch lukrative Verträge mit LIV unterschrieben haben. Die Entscheidung der größten Golfveranstaltung der Welt kann damit, zum ersten Mal seit vielen Jahren, ohne die besten Spieler fallen.