Der Hovland-Effekt – so erreichte er die Spitze

Eirik Gulbrandsen und Espen Hestø gehören zu einem großen Team von fünf PGA-Trainern im Haga Golfclub vor den Toren Oslos.
In jungen Jahren spielten sie beide gegen den späteren norwegischen Superstar Viktor Hovland. Wie gut war er damals und was hat ihn trotz des kalten Klimas in Norwegen zu einem der absolut besten Golfer der Welt gemacht? In der neuesten Folge von The Golfstore Podcast gehen die beiden Freunde diesen Fragen auf den Grund und sprechen über die Bedeutung, die Hovland für das Golfinteresse in Norwegen gehabt hat.

Espen erinnert sich an ein Jugendturnier vor ein paar Jahren, als er mit seinen Jugendlichen auf dem Platz war. Schnell sprach sich herum, dass auch Viktor Hovland da war und auf dem Kurzplatz trainierte.
„Wir spielten eigentlich die Einspielrunde für das Turnier, doch meine Junioren verließen den Platz, um ein Foto von Viktor Hovland zu machen. Er ist wirklich ein großes Vorbild.“
Sein Freund und Kollege Eirik ergänzt:
„Viktors Erfolge haben das Interesse am Golfsport stark beeinflusst. Ich habe kürzlich meine Instagram-Timeline durchgescrollt und bin auf eine Liste gestoßen, auf der Experten die Major-Gewinner für 2024 tippten. Alle hatten Viktor unter ihren fünf Favoriten. Das macht uns sehr stolz und ist angesichts unserer kurzen Saison auch etwas ganz Besonderes.“
„Das spiegelt sich auch in der Ausrüstung wider, die sich die jungen Spieler wünschen. Ich weiß nicht, wie viele Puttergriffe ich bei dem Modell gewechselt habe, das auch Viktor spielt.“

Gerade die kurze Saison, ihre Bedeutung und wie man davon auch profitieren kann, ist eine wichtige Frage für die norwegischen Golftrainer.
„Im Club haben wir zwei Studios, die wir für Privatunterricht nutzen, und gleich um die Ecke ist unsere große Indoor-Anlage mit 12 Simulatoren. Im Sommer haben wir auch TopTracer auf der Driving Range installiert. Dies sind unschätzbare Werkzeuge, mit denen das Training mehr Spaß macht“, sagt Eirik, ehe Espen übernimmt.
„Wir teilen das Training auch zeitlich ein. Das Wintertraining besteht aus drei Phasen. Im November konzentrieren wir uns auf die Physis und machen viel Kraft- und Schnelligkeitstraining. Darauf folgt eine Phase, in der wir uns auf die Grundlagen wie Griff, Balance und Positionierung konzentrieren, damit unser Schwung konstanter wird. In der letzten Phase des Wintertrainings geht es darum, dass die grundlegende Bewegung sitzt und man sich auf sie verlassen kann, wenn es auf den Platz zu geht, um zu punkten. Dies kann dauern, aber die Technik muss so selbstverständlich sein wie das Binden von Schuhbändern.“
„Ende März verlagern wir den Fokus darauf, was auf dem Platz passiert, mit Ballflugbahnen, Vorbereitungen und Routinen vor dem Schlagen.“

Häufig ist ein College-Aufenthalt in den USA ein vorbereitender Schritt für den Einstieg ins Profilager. Unter den College-Coaches haben die Skandinavier den Ruf, technisch ziemlich gut ausgebildet zu sein und dazu noch eine Trainingsdisziplin zu haben, die die der Amerikaner übertrifft.
Viktor Hovland war einer von denen, die diesen Ruf hatten, und sein Weg auf die größte Bühne des Golfens führte über ein Studium an der Oklahoma State University.
„Schon vor seiner Abreise dorthin war er ein richtiger Wettkampftyp. Ich erinnere mich an ein Jugendturnier, das wir gemeinsam spielten: Ich wollte Erleichterung für zeitweiliges Wasser, doch Viktor sagte einfach ‚nein‘“, lacht Eirik und fährt fort:
„Eigentlich war Kristoffer Ventura der vielversprechendste Spieler. Doch als sie fast 18 Jahre alt waren, entwickelte sich Viktor ziemlich schnell. Für mich war es schon damals die Art und Weise, wie Viktor trainierte, die den großen Unterschied ausmachte. Er wusste immer zu 100 Prozent, was und warum er gerade trainierte. Er engagierte sich voll und ganz in allem, was er tat, und immer verfolgte er ein deutliches Ziel.“